Seit gestern ist die Maul- und Klauenseuche zurück in Deutschland. Nach Jahrzehnten der Seuchenfreiheit ist bei einer extensiv gehaltenen Wasserbüffelherde in der märkischen Heide südöstlich von Berlin die hochansteckende Seuche nachgewiesen worden.
Die Untersuchungen zum Ausmaß des Seuchengeschehens haben begonnen, stehen jedoch noch ganz am Anfang. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wird zeitnah den Zentralen Krisenstab Tierseuchen einberufen.
Hier finden Sie eine Zusammenfassung des Geschehens.
Lesen Sie hier eine Beschreibung der klinischen Symptomatik der MKS bei Wasserbüffeln.
Die Maul- und Klauenseuche ist eine in höchstem Maße bedrohliche Seuche, für die in diesem Fall folgende Besonderheiten zu Bedenken sind:
- Als hochkontagiöser Erreger wird MKS durch Spuren von Sekreten infizierter Tiere übertragen.
- Das Auftreten in einer extensiv gehaltenen Wasserbüffelherde lässt befürchten, dass auch Wildwiederkäuer bereits betroffen sind.
- Die Verbreitung in der Wildpopulation ist vorläufig nicht abschätzbar.
- Drückjagden und Gesellschaftsjagden sollten derzeit, zumindest von Personen mit Kontakt zu Klauentieren, in weiträumig benachbarten Regionen freiwillig unterbleiben, solange das Ausmaß des Seuchengeschehens nicht abschätzbar ist.
- Die Biosicherheit sollte in allen Klauentierbeständen (Rind, Schaf, Ziege und Schwein) überprüft und verstärkt werden.
- Die Symptomatik beim Rind und Schaf kann der von BTV stark ähneln, der Verdacht auf BTV-Infektionen muss in jedem Fall abgeklärt werden und differentialdiagnostisch auch auf MKS untersucht werden.
- Beim letzten MKS-Geschehen in Europa wurden zum Teil in infizierten Beständen lediglich fieberhafte Erkrankungen festgestellt, ohne typische Läsionen im Maul- oder Klauenbereich.
- Der Transport von Klauentieren sollte auf das nötigste beschränkt werden.
- Insbesondere die Versendung und Rückholung von Rindern und Kälbern in und aus Aufzuchtbetrieben in Ostdeutschland sollte frühzeitig überdacht werden und, wenn möglich, alternative lokale Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden.
- Die Tierärztekammer Niedersachsen wird die Liste der Tierärztinnen und Tierärzte, die sich zur Mitarbeit in der Seuchenbekämpfung im Tierseuchenkrisenfall bereit erklärt haben, aktualisieren und bereit halten, um sie dem LAVES im Falle einer Seuchenausbreitung nach Niedersachsen zur Verfügung zu stellen.
- Kolleginnen und Kollegen, die ihre Bereitschaft zur Mitarbeit kurzfristig erklären wollen, können dies mit dem Kammer-Meldeformular oder auch formlos per E-Mail in der Kammergeschäftsstelle einreichen.
- Im Tierseuchenkrisenfall sind vielfältige tierärztliche Aufgaben zu leisten, die auch ohne Erfahrung in der Rinderpraxis leistbar sind (Probendokumentation, Bestandserfassungen u.a.).
- Die Tierärztekammer wird das weitere Geschehen intensiv verfolgen und in den gewohnten Kanälen dazu berichten.
Dr. Matthias Link
Tierärztekammer Niedersachsen